Artgerechte Kaninchenhaltung

Eine Informationsbroschüre für KaninchenhalterInnen und solche, die es werden wollen

Kaninchen – falsch verstandenes Heimtier

 

Wegen ihrer Kleinheit, ihrem freundlichen Wesen und ihrer vermeintlichen „Anspruchslosigkeit“ zählen (Zwerg-) Kaninchen mit zu den beliebtesten Haustieren. Häufig werden sie besonders auf Wunsch von Kindern angeschafft, und ihre natürlichen Bedürfnisse werden bei der Anschaffung kaum bedacht.

 

Wie alle Tiere sind Kaninchen in Gefangenschaft vollkommen auf den Menschen angewiesen. Da Kaninchen allerdings nur geringe Möglichkeiten haben, ihr Unbehagen auszudrücken - wenn sie etwa in viel zu kleinen Käfigen, alleine, oder ohne artgerechtes Futter gehalten werden – leiden viele von ihnen unbemerkt und stumm.

 

Diese Information soll KaninchenhalterInnen und solchen, die es werden wollen, dabei helfen, die Bedürfnisse ihrer Tiere zu erkennen. Irrtümer und falsche Informationen rund um das Thema Kaninchenhaltung sollen beseitigt werden.

Das natürliche Leben eines Wildkanin-chens als Vorbild für die Heimtierhaltung

Alle Kaninchen, die in menschlicher Obhut gehalten werden, stammen (unabhängig von Rasse und Größe) vom Wildkaninchen ab. Die Begriffe „Hase“ und „Kaninchen“ werden häufig verwechselt. Auch wenn Kaninchen zur Familie der „Hasenartigen“ gehören, unterscheiden sich die Lebensweise, der Lebensraum und die Bedürfnisse von Hase und Kaninchen deutlich. Hasen (z.B. unser Feldhase) haben sich, im Gegensatz zum Kaninchen, bis heute nie zähmen und domestizieren lassen.

  • Steckbrief: Kaninchen
  • Heimat: südwestliches Europa
  • Lebensraum: trockenes Klima, trockene Böden, leicht hügeliges Gelände mit wenig Bewuchs und einigen Büschen, bevorzugt an Hängen und Böschungen Richtung Osten
  • Lebensweise: Familie bzw. Kolonie mit strenger Hierarchie
  • Behausung: unterirdisches, verzweigtes Röhrensystem, das zum Schutz vor Hitze und Kälte sowie vor Feinden und zur Aufzucht der Jungen dient 
  • Ernährung: Gräser, Kräuter, Zweige, Rinde, Wurzeln, Blüten

Grundbedürfnisse

  • Kaninchen sind soziale Tiere, die in der Natur in Kolonien zusammenleben und Höhlen graben. Die Erfüllung ihrer Grundbedürfnisse ist mit einigem Aufwand verbunden:
  • Bedürfnis nach Sozialkontakt: ein Leben in der Gruppe mit fester Rangordnung und intensivem Körperkontakt zu Artgenossen
  • Bedürfnis nach Bewegung: ausreichend großer Lebensraum mit Möglichkeiten zum Hoppeln, Springen, Nagen, Graben,…
  • Schutzbedürfnis: Flucht-, und Versteckmöglichkeiten,…

Damit sich ein Kaninchen wohl fühlt, braucht es also auch in menschlicher Obhut unbedingt:

  • mindestens einen, besser mehrere Artgenossen
  • mindestens 2 m2 pro Tier zur ständigen Verfügung
  • ein abwechslungsreiches Gehege mit Aussichts- und Versteckmöglichkeiten

Kaninchen LEIDEN wenn sie alleine leben, oder ihr Dasein in einem kleinen Käfig fristen müssen!

 

 

Die gesunde Ernährung

 

Wild lebende Kaninchen ernähren sich von Wurzeln, Rinden, Kräutern, Zweigen und frischen Gräsern. Sie verbringen einen Großteil des Tages mit der Suche nach Nahrung. Außerdem wachsen ihre Zähne ständig nach und müssen abgenutzt werden.

 

Deshalb müssen Sie Ihren Kaninchen rund um die Uhr die Möglichkeit zum Fressen bieten:

 

Heu als Grundnahrungsmittel (80%)

 

Heu reguliert die Verdauung und dient der Abnutzung der Zähne:

  • Die Heuraufe muss immer gefüllt sein
  • Gutes Heu staubt nicht. Man erkennt es außerdem an seiner grünlichen Farbe und an seinem aromatischen Duft

Grün- und Saftfutter (20%)

 

Als Ergänzung dazu können Sie den Kaninchen frisches Grün, sowie täglich etwas Gemüse und Obst verfüttern:

Wiese: Löwenzahn, Gänseblümchen, Brennnessel, Wegerich, Kamille, Schafgarbe, wenig Klee (von naturbelassenen Wiesen) u.a.

 

Gemüse: Karotten, Fenchel, Stangen- und Knollensellerie, Feldsalat, Gurke, u.a.

 

Kräuter: Petersilie, Dill, Basilikum, Melisse, Salbei, u.a.

 

Obst: Apfel, wenig Birne, ev. Beeren

 

Nagematerial: Zweige von Haselnuss, Weide, Apfelbaum, Birnbaum, u.a.

Eine ausführliche Liste aller geeigneten Futterpflanzen und Nagematerialien finden Sie unter www.diebrain.de

 

Flüssigkeit

  • Frisches Wasser müssen Sie Ihren Kaninchen immer ausreichend zur Verfügung stellen.

Am liebsten trinken Kaninchen aus einem Wassernapf.

Brot, Körnerfutter, Drops, Knabberstangen, Salzlecksteine usw. entsprechen NICHT den natürlichen Ernährungsbedürfnissen eines Kaninchens!

 

Darin enthaltenes Getreide und Zucker schaden der Verdauung und machen die Tiere dick!

 

Außerdem werden die Zähne durch dieses Futter NICHT genügend abgenutzt!

 

Überlegungen VOR der Anschaffung von Kaninchen

  1. Bin ich bereit, mindestens 2 Tieren bis zu 10 Jahre lang ein artgerechtes Zuhause zu geben?
  2. Bin ich bereit, pro Tier mindestens 2 m2 Garten-, oder Wohnungsfläche zur ständigen Verfügung zu stellen?
  3. Kann ich die Versorgung der Tiere auch im Krankheitsfall oder während des Urlaubs gewährleisten?
  4. Bin ich bereit, möglicherweise höhere Tierarztkosten zu tragen?
  5. Kinder: Bin ich bereit, meinen Kindern bei der Versorgung der Kaninchen zu helfen und sie zu unterstützen bzw. die volle Verantwortung zu übernehmen, falls die Kinder das Interesse verlieren?

Weitere nützliche Infos finden Sie unter:

 

www.diebrain.de

www.kaninchen-helpline.at

 

Brauchen Sie Hilfe? Wir beraten Sie gerne!

0650/5834846

0680/2112897

Gestaltungsideen für Innengehege

 

Futterplatz und Kaninchentoilette

Versteckmöglichkeiten und Aussichtspunkte

 

Eine Korkröhre ist als Versteck- und Klettermöglichkeit sehr beliebt (und für die Futterspender praktisch zu reinigen):

Auch Weidenbrücken eignen sich hervorragend als Versteckmöglichkeit oder Treppe. Hier kann man in aller Ruhe sein Mittagsschläfchen halten.

Was willst Du denn hier, das ist mein Versteck!

Tunnel aus verschiedensten Materialien sind eine beliebte Versteck- und Spielmöglichkeit. Der Eingang zum Tunnel muss natürlich manchmal bewacht werden.

Und wer sagt, dass nur Menschen und Katzen ein Sofa toll finden? Am schönsten sind die gemütlichen Stunden zu zweit.

Das ist unsere Couch, hier thronen wir.

Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten

 

Ein Stück zusammengeknülltes Papier wird gerne beschnüffelt, untersucht und herumgeschleudert.

Auch so ein Einrichtungskatalog kann manchmal durchaus interessant sein.

Eine Kiste mit Stroh animiert zum Schnüffeln und Knabbern.

Ein Snackball, gefüllt mit Trockengemüse wird mit vollem Einsatz durch das Wohnzimmer gerollt. Und man kann sich überlegen, ob es vielleicht noch eine bessere Möglichkeit gäbe, an die Leckerchen heranzukommen (allerdings ist das kein Spiel für jeden Tag, weil wir sonst zu dick werden. Wir sollen ja hauptsächlich Heu fressen!).

Selbst gezogene Kräuter im Topf sind ein köstlicher und gesunder Leckerbissen.

Zu zweit schmeckt’s natürlich am Besten.

Die tägliche Gemüseportion kann man auch unter Eierbechern verstecken und dadurch Beschäftigung und Genuss verbinden.

So ein Heuball ist eine praktische Sache. Eine umfunktionierte Katzentoilette mit Papier und Weidenbällen dient als Abenteuer- und Wühlkiste.

Äste und Zweige sind super zum Drüberspringen, Durchkriechen und natürlich zum Knabbern.

Und die Moral von der Geschicht . . „Man kann nie genug Spielzeug haben (fürs Aufräumen sind ja Gott sei Dank die Futterspender zuständig) . . .“